Wein soll in erster Linie Spaß machen

Wein bietet sich hervorragend an zu Diskussionen und Philosophierei – am besten bei einer gediegenen Tischgesellschaft oder einem ausgelassenen Zechgelage.

Im Wein-Lifestyle wird manchmal vergessen, um was es geht: der Wein muss vor allem getrunken und probiert werden.

Was die Affen schon wussten

Die sog. sanzaru (japanisch für „Drei Affen“) aus dem Bild im Titel sind eine Schnitzerei aus dem 17. Jahrhundert im Tōshōgū-Schrein in Nikkō, Japan und wurden berühmt durch ihr Emoji-Set.
🙈 🙉 🙊
Sie repräsentieren konfuzianische Tugendphilosophie, auf nichts Böses zu hören, nichts Böses zu sprechen und vor dem Bösen die Augen zu verschließen.
Analog kann man auch Wein verkosten.
Hört man einer Weinansprache zu oder liest man eine Verkostungsnotiz, dann passiert nach dem ersten Schluck nicht mehr viel im Mund, dann schmeckt der Wein meistens so, wie der Verkäufer ihn ausgesprochen hat. Sieht man dazu noch einen Preis, ist der Wein qualitativ fest eingestuft und man vergisst die immer für Weingenuss maßgebende Intuition:
Schmeckt mir persönlich der Wein gut oder nicht? Deswegen sind alle Etiketten informativ minimalistisch und abstrakt gehalten, frei von Lagenbezeichnungen, Geschmacksangaben und geben so Raum für ein eigenes Geschmacksbild.

Wein ist ein Handwerk

Zu jedem Wein stehen in der Beschreibung die handwerklichen Bedingungen, unter denen er entstanden ist. Tagtäglich werden Entscheidungen getroffen, die die Entwicklung des Weins beeinflussen und so wird der Wein mehr oder weniger von Naturwissenschaften, Intuition, Erfahrung, etc. beeinflusst. Es gibt deswegen keine Notwendigkeit Wein als Mysterium, Kunst oder Zauberei zu überhöhen. Menschen machen sich Gedanken, wie der Wein sein soll und führen ihren Plan aus.

Alle Etiketten der Flaschen sind von Hand gestempelt, was an Wein als Handwerk erinnern soll. Gleichzeitig dient es als Qualitätskontrolle, wenn jede Flasche vor dem Verkauf noch einmal in die Hand genommen und für den Versand fertig gemacht wird. Genauso wird damit jede Flasche ein Unikat. Die Stempelabdrücke sind alle individuell – mal besser und klarer, mal schlechter, unleserlich und verschmiert.
Jede Flasche Wein hat ihre Schönheiten, Fehler, Vorzüge und Nachteile. Handwerk eben.

Wind und Wetter

Fehlertoleranz ist wichtig, wenn man ein Naturprodukt erlebt. Fehler sind oft Eigenschaften, die erst in der Entwicklung des Zeitgeists, der Mode und des Lifestyles als Qualitäten umgedeutet werden.
So kommen die Weine vollkommen ungeschönt als Gesamtbild des Jahrgangs, der Wetters, der Temperatur und des Klimas in die Flasche.
Viel zu häufig werden heutzutage diese Fehler, die ich als Qualität sehe, ausnivelliert. Der Winzer hat heute für jedes Wehwehchen des Weins ein Wässerchen zur Hand, mit dem sich die Eigenschaften des Weins in den geschmacklichen Durschnitt schieben lassen.
So verliert der Konsument das Gefühl für Jahrgänge und Typizitäten (beispielsweise der Rebsorte) und viele Weine schmecken ähnlich.

Die „X-Files“

Die X-Weine sind technische Studien, die optimal laufen können oder auch schiefer laufen. Aber sie kommen als Ergebnis eines Prozesses unverändert in die Flasche und geben unseren Kunden die Möglichkeit in die handwerklichen Entscheidungen der Weinproduktion reinzuschmecken und Stilistiken einordnen zu lernen.
Die X-Weine stehen für „Experiment“ und das Unbekannte. Es wird nur wenig über die Weine verraten. Jeder kann sich Gedanken machen, wie er den Ausgang des Experiments beurteilt.
Daher auch der offene Preis: jeder darf sich überlegen, was ihm der Wein wert ist und diesen Wert als Kaufpreis bezahlen.
Das schafft Bewusstsein beim Genuss, Freude beim Kauf und regt zum Diskutieren und Philosphieren an.